"If you are lucky enough to have lived in Paris as a young man, then wherever you go for the rest of your life, it stays with you, for Paris is a moveable feast."
Vorm Hôtel de Ville versammelten wir uns am Ende einer Rundfahrt über Bourse (meine erste Begegnung) und Gare du Nord.
Davor allerdings wagte ich endlich einen Abstecher in das Geschäft Nr. 69, Rue des Archives. Nomen sei hier, ja, Omen. Diesmal war ich ohnehin ohne Parfum hingefahren, und ich ergatterte mir einen neuen Duft.
Das Wochenende begann mit einem Geburtstagfest, mit s e i n e m Geburtstagsfest. Auf den Dächern von Paris, mit Champagner und allem was dazugehört (Torte & Geschenk), beim Sonnenuntergang...
Danach ging es weiter zum lange schon envisagierten Besuch nach dem besten französischen Restaurant: Le Chateaubriand! Es ist genau das, was man sich erwartet und dann sogar eine Spur besser. Jeder Gang ist eine Sensation für den Gaumen, und die passenden Weine inkl. einem Weisswein z.B. der aber rot ist und ähnlichen Überraschungen dazu verdoppeln nicht nur den Preis sondern auch die Lust. Absolute Empfehlung!
Auf dem Weg zurück verlängerten wir die Nacht dann durchs Anklopfen bei den Nachbarn, bei denen wir immer - und eben auch heute wieder - Partygeräusche mitanhören müssen. Sie hiessen uns herzlich willkommen und wir blieben, bis sie ihrerseits beschlossen, die Nacht woanders zu Ende zu bringen.
Für heute war Früh Aufstehen geplant, früher als wir es geschafft haben. Nichtsdestotrotz waren wir knapp vor 10h am Treffpunkt für unseren musikalischen Fahrradausflug angekommen, sodass sich auch noch ein café und ein croissant ausging im Grand Café de la Post am Place de la Victoire in Perpignan - gleich hinter Le Castillet.
Der Weg nach Toureille, wo wir dann von einer katalanischen Fanfare begrüsst wurden, war sehr gemütlich - wir waren fast unterfordert, dennoch war es bei dem heissen Tag vielleicht doch besser als umgekehrt.
Der Ausflug war im Rahmen vom Festival jazzèbre und für den restlichen Tag war nur mehr ansprechende Musik, und guter Wein vorgesehen. Den obligatorischen selbstgebrachten pique-nique muss ich in diesem Kontext wahrscheinlich nicht unbedingt dazusagen. Das alles fand in Chapelle de Juhègues statt.
Von dort war es dann nicht mehr weit zum Strand, wo wir uns dann alle jeweils auf eine frühabendliche sieste hinlegten. Erholt und erfrischt durch die Meeresluft und durch das Meer selber, gingen wir dann unseren spontanen Abendprogramm an - ein apéro bei Freunden, Durchfahrt durch Perpignan, couscous zum Mitnehmen und ab nach Hause. Gutes Essen, guter Wein, chansons und Diskussionen über Frankreich und Französisch dauerten bis nach Mitternacht.
So fing der erste Herbsttag damit an, dass wir ganz früh aufgestanden und ans Meer gefahren sind. Es sind knappe 10 Minuten mit dem Auto (und 15 mit mobylette, wie ich es dann am Nachmittag zum ersten Mal und selbständig ausprobiert habe). Es ist nicht eine Bucht, wie Françoise Sagan sie beschreibt (sowie ich es in Erinnerung habe, denn die französische Version im Bild habe ich auch heute nicht angefangen, aber nächstes Mal!), sondern ein offener langer Sandstrand mit dem passenden Horizont dazu. Die Wolken lagen tief, erlaubten aber einen tollen hellen Lichtstrich, zwischen dem Himmel und dem Meer. Und so erlaube ich es mir, das mit meiner jetztigen Lage in meinem Leben zu vergleichen.
Nach dieser morgendlichen Schwimmstunde ging es nicht sofort nach Hause, sondern wir schauten beim La Guinguette des Ortes vorbei. Mein zweites Frühstück (das Erste war Apfeln, Nüsse und Brot mit Honig und Olivenöl - die Lieblingsvariation von Patrick, dazu Tee) setzte sich aus dem LieblingsErfrischungsGetränk der Region und Oliven zusammen. Kurz darauf merkten wir, alle sind drinnen im Lokal, denn es läuft eins der wichtigsten Rugby-Matches im Fernsehen. In der Pause bediente man sich dann des deftigen Buffets - wir uns auch und verabschiedeten uns Richtung unser drittes Frühstück mit Klaus, dem Pianisten von Patrick, der bei ihm zu Gast ist, es allerdings bevorzugt, nicht in der allerfrühen Morgenstunde aus den Federn rauszuhüpfen.
Den Nachmittag verbrachte ich dann gemütlichst, ohne in die näheren Details eingehen zu wollen - im Hintergrund sang allerdings Patrick, hin und wieder auch Jacques Brel, und Klaus spielte Klavier. Am Nachmittag setzte ich mich auf meine orangene schöne mobylette und machte mich wieder auf den Weg zum Strand.
Zurück zu Hause gab es dann von Patricks Onkel selbst gefangene dorades (Goldbrasse), die wir diesmal bei einem guten Schluck anisette zu uns nahmen.
Was ich vor drei Jahren auf dem Betriebsausflug nach Montpellier verabsäumt habe, habe ich heute nachgeholt - die beeindruckendste Altstadt (die grösste Festung Europas - UNESCO Weltkulturerbe) der Welt besichtigt: La Cité de Carcassonne...
In der Abendstimmung noch schöner, hat mich diese Altstadt sehr stark an die Ruinen von Ani nachdenken lassen. Meine Stadt, auf dem anderen Ende des Kontinents, heute eine traurige und umso berührende Ruine, hatte damals sicher auch so ausgeschaut.
Vom Bahnhof hin dauert der Weg eine gute Stunde, sodass ich dann die Stadt innerhalb der Mauern (sie hat so ca. 130 EinwohnerInnen ist in meinem Reiseführer gestanden) nicht in Detail besichtigen konnte, aber ich komme zurück.
Ich war wieder mit meinem Fahrrad unterwegs, und in Begleitung meines amoureux - so könnte ich jeden Morgen unbeschwert in die Arbeit, dachte ich mir. Über die Inseln und Brücken und La Seine. Vorbei am Assemblée Nationale, wo wir in der Nähe noch unseren expresso zu uns nahmen, wahrscheinlich in Begleitung von ein paar mehr oder wenig bekannten Abgeordneten...
UNESCO liegt dann gleich hinterm École Militaire - da fuhren wir schon im Juli vorbei, und noch wichtiger bei La Tour. In der Mittagspause fuhr ich dann auf der Avenue de Suffren entlang und setzte mich auf eine terrasse für eine omelette und 1664.
Nach der Arbeit nahm ich wieder entspannt den selben Weg, vorbei bei Eiffel landete ich auf Rue Saint-Dominique, die wie ich später merke ganz eine prominente Strasse sein soll, und das merkt man auch daran, dass sie irgendwann unmittelbar in Boulevard St. Germain mündet.
Allerdings, bevor sie das tut, bietet sie diesem ganz schön Konkurrenz an - und auch Bühne der Paris Design Week. So bin ich in eine Galerie gestolpert, habe mir einen guten Schluck servieren lassen und mich berieseln von den KünstlerInnen und GaleristInnen (kann nicht genau sagen, wer welche war - die Grenzen verschwimmen ja immer mehr).
Angekommen auf dem Boulevard, noch nicht ganz dunkel der Tag, erregte ein anderes Haus, eine weitere Vernissage?, meine Aufmerksamkeit: Maison de l'Amérique Latine. Eine PhotoAusstellung von José Medeiros, die ich einfach so besichtigen konnte - bevor ich mich endgültig auf den NachHauseWeg begab. (Nicht einmal Ablenkungen wie Centre Pompidou, etc. auf dem Weg konnten mich mehr aufhalten.)
In Paris sind sehr viele Orte nach Filmen benannt, das hatten wir schon längst festgestellt. Umgekehrt sind auch manche Filme nach den Ortschaften benannt, wie Hotel du Nord, den wir an diesem Sonntag sahen. Sowohl im Film, als auch in echt...
Statt wie von mir vorgenommen die Freiluftkinos an diesem ihren letzten Wochenende in Paris zu geniessen (eins davon ist ein WanderFreiLuftKino, und eins ist à la Vilette - eins der Ortschaften, die es mir übrigens noch immer nicht gelang zu besuchen), machten wir, was er wollte.
War auch keine schlechte Idee, um der Hitze zu entkommen, den Nachmittag in einem klimatisierten KinoSaal zu verbringen. Zumal es auch dazu diente, dass ich wieder mal was Neues entdeckte, nämlich die zwei winzigen und sehr nahe beieinanderliegenden (ich kann sagen: Autoren-)Kinos
Davor und danach gab es Lokalbesuche und zum Teil Kulinarisches und wieder zwei Neuentdeckungen: Im Quartier Latin, kurz vor dem von mir so beliebten Place de la Contrescarpe, gibt es zu meiner Überraschung ein weniger bekannter und mehr studentischer Platz direkt "unter dem Schatten" von Ecole Polytechnique: Zu einem erfrischenden Pelforth gab es rillettes mit cornichon - das wiederum entsprach haargenau meinen Vorstellungen und meinem Geschmack.
Nach dem Film fuhren wir auf unseren Rädern zur wunderschönen Abendstunde - wieder nicht ohne eine Berthillon-Pause -, den "Tatort" besichtigen. An den Canal St. Martin... Das Hotel steht immer noch, und unterhalb ist ein Restaurant mit bezauberndem intérieur. Wir haben unser letztes Bier allerdings nicht dort zu uns genommen, sondern ein Stückerl weiter oben (nicht am Kanal) bei Le Carillon - ein Café, ebenfalls mit einem Hotel.
Auf der eher ruhigen Terasse sitzend und dann auf dem Weg zurück in den 3. merkten wir wieder mal (ohne die kleinste Ecke von Paris je beleidigen zu wollen), dass der 10. einer der lebbarsten Bezirke von Paris wäre... Falls der 3. und 11. mal zu hipp um wahr zu sein werden (sie sind nämlich auf dem besten Wege dahin) und man immer noch im Norden und im Osten bleiben möchte.
--
Übrigens soll dieser Film eins der berühmtesten Zitate der französischen Filmgeschichte enthalten - der Satz, den Arletty so herrlich ausspricht, lautet folgendermassen: « Atmosphère ? Atmosphère ? Est-ce que j'ai une gueule d'atmosphère ? » Und, hier die entsprechende Szene: